Praktisches Wissen und praktische Erkenntnis

Epistemische Probleme des Handelns und der Grundlagen praktischer Philosophie

Tagung vom 24. bis 26.03.2022, Ruhr-Universität Bochum

 

Der Begriff des praktischen Wissens ist vielschichtig und nicht leicht zu verstehen. In erkenntnistheoretischen Zusammenhängen hat sich seit Gilbert Ryle die Unterscheidung zwischen propositionalem knowing that (Wissen, dass) und nicht-propositionalem knowing how (Wissen wie) etabliert. Praktisches Wissen wird gemäß dieser Unterscheidung als eine Fähigkeit bzw. ein Können thematisiert, von dem angenommen wird, dass es sich nicht auf propositionales Wissen reduzieren lässt. In der Handlungstheorie versteht man dagegen unter praktischem Wissen das Wissen, das Handelnde von ihren eigenen absichtlichen Handlungen haben.

Die Thematik ist nicht nur für aktuelle handlungstheoretische Debatten relevant, sondern verweist auch auf grundsätzliche Fragen der Metaethik sowie auf Fragen der Möglichkeit einer handlungsbestimmenden Erkenntnis unter Unsicherheit oder Wissensdefiziten, wie sie neuerdings unter dem Topos „moral uncertainty“ in der anwendungsbezogenen Ethik diskutiert werden. Der Zusammenhang zwischen diesen Perspektiven ist bisher weder in systematischer noch in historischer Hinsicht angemessen diskutiert worden.

Die Arbeitstagung will die Frage des praktischen Wissens als ein grundlegendes, aber nicht angemessen beachtetes Thema markieren. Dazu sollen die unterschiedlichen Diskussionsstränge zu diesem Begriff in historischer und systematischer Orientierung aus Handlungstheorie, Metaethik und Erkenntnistheorie aufgenommen und zusammengeführt werden.

Vorträge von Christoph Bambauer (Bochum); Kathi Beier (Erfurt); Fabian Börchers (Berlin); Stephan Herzberg (Frankfurt); Christian Kietzmann (Erlangen); Andrea Klusch (Bochum); Jan Müller (Basel); Klaus Steigleder (Bochum).

Die Tagung wird von unseren Mitgliedern Philipp Richter (Ruhr-Universität Bochum) und Jens Kertscher (Technische Universität Darmstadt) organisiert. Gefördert wird die Tagung von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsforschung.

Rückfragen und Anmeldungen bitte an: info[at]kulturforschung-hd.de