Interpiktorialität – der Dialog der Bilder

 

Die Tagung galt der konzeptuellen Klärung eines Grundbegriffes, der für das Verhältnis von Text- und Bildwissenschaften in mehrfacher Hinsicht bedeutsam ist. Zum einen ist er das visuelle Gegenstück zum ungleich weiter entwickelten Begriff der Intertextualität und als solcher für eine ‚symmetrische‘, gleichermaßen Bilder wie Texte und ihre gegen- und wechselseitigen Beziehungen berücksichtigende Intermedialitätsforschung unerlässlich. Zum anderen spiegelt der nach wie vor prekäre Charakter eines Begriffs der Interpiktorialität, der sich unter anderem in wechselnden Begriffswörtern artikuliert (Interikonizität, Interbildlichkeit, Interpikturalität), die Schwierigkeiten einer Übertragung von textualistischen Kategorien auf piktoriale Zusammenhänge. In einem interdisziplinären Dialog von Kunst-, Medien- und Literaturwissenschaftlern wurden die Möglichkeiten und Grenzen einer Typologisierung interpiktorialer Bezüge diskutiert.

Datum: 4.-5. November 2011
Veranstaltungsort: Englisches Seminar der Ruhr-Universität Bochum, GB CF04/411

 

Tagungsprogramm

Freitag, 4. November 2011

17.30 Tagungseröffnung (Guido Isekenmeier, Bochum / Heidelberg)

18.00 Hanne Loreck (Hochschule für bildende Künste, Hamburg)
„‘Die Einbildungen der anderen’ : Interpiktorialität – Interpretation – komparative Ikonographie“

19.00 Susanne von Falkenhausen (Institut für Kunst- und Bildgeschichte, HU Berlin)
„Alte Fragen in neuem Gewand? Die alte Tante Kunstgeschichte und die Interpiktorialität“

 

Samstag, 5. November 2011

9.15-10.45 Intertextualität / Interpiktorialität

Ronja Tripp (Institut für Literaturwissenschaft, Universität Stuttgart)
„Konstellationen – Formen visueller Bezugnahmen in Bildern und Texten“

Elisabeth-Christine Gamer (Institut für Kunstwissenschaft und bildende Kunst, Universität
Koblenz-Landau)
„Intertextualität und Kunst(geschichte). Abgrenzungen und Neuordnungen jenseits der Metapher“

Judith Elisabeth Weiss (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin)
„Dem Gesicht den Hintern zeigen. Die Mona Lisa als Idealtypus von Interpiktorialität“

11.00-12.00 Das kurze 18. Jahrhundert

Martin Miersch (SFB Erinnerungskulturen, Universität Gießen
„Der Abschied Ludwigs XVI. von seiner Familie. Intermediale Metamorphosen eines Bildmotivs“

Harald Klinke (Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Göttingen)
„Imitation als Interpiktorialität. Die Bildtheorie von Joshua Reynolds

13.30-15.00 Interpiktorialität in der Gegenwartskunst

Christian Spies (Kunsthistorisches Seminar / eikones, Basel):
„Das Zitieren des Zitats. Jasper Johns gesehen von Louise Lawler“

Viola Hildebrand-Schat (Forschungsstelle Visuelle Poesie, Wuppertal):
„Nachahmung, Appropriation oder Imitation? Zur Funktion und Absicht interpiktorialer Bezüge in
der zeitgenössischen russischen Kunst“

Nina Gerlach (Institut für Medienwissenschaft / eikones, Basel)
„Paradoxale Interpikturalität. Kommunikation neuer Medienbildlichkeit im System der Kunst“

15.15-16.45 Interpiktorialität im Comic

Christian A. Bachmann (Germanistisches Institut / AVL, Bochum):
„Der Comic als Labor der Interpiktorialitätsforschung. Paul Karasiks und David Mazzuchellis
Adaption von Paul Austers City of Glass“

Monika Schmitz-Emans (Germanistisches Institut / AVL, Bochum)
„Interpikturalität im Literaturcomic. Zur Funktion von Bild- und Stilzitaten in Comic-Adaptionen
literarischer Texte (am Beispiel der Graphic-Novel-Version von Marcel Prousts À la recherche du
temps perdu)“

Linda-Rabea Heyden (Laboratorium Aufklärung, Jena)
„Interpikturalität im Comic“

17.00-17.30 Abschlussdiskussion

 

Dr. Guido Isekenmeier
Projekt Beobachtung visueller Kultur
Institut für Kulturforschung Heidelberg
E-Mail: isekenmeier[at]kulturforschung-hd.de